FUCHS wird digital

21.07.2021

FUCHS wird digital

FUCHS verfolgt seit Jahren eine Strategie, die aus den Herausforderungen der Digitalisierung Chancen machen soll. Einige Produkte und Geschäftsmodelle sind bereits kommerzialisiert. Und die Entwicklung hat gerade erst begonnen.

Was war die CD damals für eine tolle Erfindung. So viele Songs auf einer „Platte“ und das ohne Umdrehen. Mit der CD kam die DVD – ganze Filme passten darauf. Und heute? Heute sind sie von Streamingdiensten aller Art längst abgelöst worden. Ähnlich sieht es bei Faxgeräten, Digitalkameras oder Handys aus – und ist auch für die Schmierstoffbranche denkbar. „Disruptive Innovation“ heißt das Stichwort. Sie beginnen oft mit Produkten oder Services für kleine Nischen, die etablierte Unternehmen nicht für bedrohlich halten, den Markt jedoch dann disruptiv – also störend oder zerstörerisch – beeinflussen. Sie können etablierte Unternehmen so überraschen, dass sogar gänzlich neue Wettbewerber sie aus dem Markt zu drängen drohen. Dabei sind etablierte Unternehmen genau deswegen über längere Zeit erfolgreich, weil sie lediglich wohldosierte Innovationen einsetzen – und so dem Kunden Kontinuität und Verlässlichkeit bieten. Ein echtes Dilemma.

Alte Helden – Disruptive Technologien sind nichts Neues

Die meisten richtig guten Innovationen haben das Zeug zum Gamechanger. Im Zeitalter der Digitalisierung scheinen sie besonders häufig vorzukommen und besonders schnell vor sich zu gehen. Eine Auswahl.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden Pferdefuhrwerke nach und nach von Automobilen abgelöst.
Der Z3, der erste frei programmierbare Computer, legte 1941 den Grundstein zur digitalen Revolution.
Einst hängte die CD die Schallplatte ab, sah aber gegen das 1982 entwickelte mp3-Format schnell selbst alt aus.
Shoppen per Mausklick: Der Onlinehandel macht seit Jahren dem stationären Einzelhandel zu schaffen.
Smart Phones ersetzen immer mehr „alte Helden“, etwa Telefonzellen, Kameras, Navigationsgeräte und EC-Karten.
Gedruckte Enzyklopädien weichen digitalen Alternativen wie Wikipedia, die 2001 online ging und stetig wächst.
Digitale Maps und Routenplaner ersetzen längst die alten Faltkarten und Atlanten.

Weniger ist mehr

Mit der eigenen Digitalstrategie hat FUCHS deswegen schon vor Jahren einen Transformationsprozess begonnen: das Internet der Dinge (IoT), Big Data und innovative Geschäftsmodelle wurden schon vor langem von FUCHS durchdacht, um neue Ansätze zu entwickeln: in kleinen, agilen Teams, die jenseits des Tagesgeschäfts oft ungewöhnliche Ideen hervorbringen.

Einige digitale Services und Produkte wurden so schon zur Marktreife gebracht. Dr. Matthias Marquart hat die neue Position des Chief Digital Officers der FUCHS-Gruppe übernommen und fördert diesen Digitalisierungsprozess. Ziel ist es, dem Kunden durch Automatisierung und Telemetrie lästige Aufgaben abzunehmen, Prozesse zu verschlanken und „Downtimes“ auf ein Minimum zu reduzieren – eine Kernstärke digitaler Technologien – und ein weites Feld für neue Geschäftsmodelle.

Keine Sorge mehr um Nachschub

Ein bereits erfolgreiches digitales Produkt ist SMART LEVEL, eine IoT-Lösung zur Überwachung der Füllstände von Schmierstofftanks und zur automatischen Nachbestellung von Motoröl in Autowerkstätten.

„Das Problem, das FUCHS SMART LEVEL löst, kennen viele Werkstattbetreiber“, erklärt Dr. Matthias Marquart. Die Füllstände ihrer Motoröl-Tanks müssen manuell abgelesen werden. Diese Tanks befinden sich aber häufig an schlecht zugänglichen Stellen und werden deshalb selten überprüft. Oft wird erst sehr spät bemerkt, dass der Schmierstoff zur Neige geht und die Nachbestellung zu spät ausgelöst. „SMART LEVEL vernetzt FUCHS mit dem Schmierstofftank“, so Dr. Marquart. Sinkt der Füllstand unter ein bestimmtes Niveau, schickt der Füllstandssensor selbständig eine E-Mail an den Vertrieb, und bestellt eine Nachlieferung. „So verschwinden die Hürden aus der Interaktion zwischen Vertrieb und Kunden“, meint Dr. Marquart.

„Mit FUCHS SMART LEVEL verschwinden die Hürden aus der Interaktion zwischen Vertrieb und Kunden, und Sorgen um die Schmierstoffnachbestellung gehören der Vergangenheit an.“

Dr. Matthias Marquart, Chief Digital Officer, FUCHS PETROLUB SE

In Zukunft wird es SMART LEVEL möglich sein, die Bestellung automatisch über den E-Commerce-Shop von FUCHS zu bestellen, und das in einer letzten Phase sogar vorausschauend und nicht erst, wenn ein Grenzwert erreicht ist

FUCHS SmartLevel ist ein intelligentes Füllstandsüberwachungssystem. Wie es genau funktioniert, erfahren Sie in diesem Video.

Anderer Blickwinkel

Wie solche Produkte entstehen? Durch eine Änderung der Perspektive: „Weg von der Frage, wie FUCHS dem Kunden einen noch besseren Schmierstoff anbieten kann, hin zu der Frage, wie FUCHS dem Kunden helfen kann, sein Geschäft zu optimieren“, sagt Dr. Marquart. „Das Ergebnis ist oftmals eben kein neues Fluid, sondern zum Beispiel eine Sensorik.“ Wichtig ist es, bei neuen Geschäftsmodellen – ob digital oder analog – kundenzentriert vorzugehen.

Die Entwickler von SMART LEVEL machten zuerst eine kleine Marktforschung bei den Werkstattbetreibern: Wie bestellen sie, wie lagern sie die Ware, wie kommunizieren sie mit FUCHS? Das Ergebnis: Selbst, wenn der Kunde rechtzeitig bemerkt, dass der Tank fast leer ist, sind noch nicht alle Hürden genommen. Der Gedanke, Öl nachzubestellen, muss vom Werkstattalltag am Tank mit ins Büro genommen werden – und dann auch in die Tat umgesetzt werden. Das kann eine Herausforderung sein, wenn zwischen dem Check des Tanks und dem nächsten Stopp im Büro Stunden oder viele andere Tätigkeiten liegen. Wenn dieser Vorgang automatisiert wird, erspart sich der Bestellvorgang und schließt die Gefahr, kein Öl mehr zu haben, vollständig aus.

Zustandsüberwachung in der Metallbearbeitung

SMART LEVEL ist nicht das einzige digitale Produkt, das FUCHS heute schon im Portfolio hat. Der Fluid Analyzer ist ein weiteres Beispiel: Eine Sensoreinheit, die den Zustand von Metallbearbeitungsfluiden in Werkzeugmaschinen auf den pH-Wert oder die Leitfähigkeit überwacht. Je besser das Fluid eingestellt ist, desto besser läuft der Prozess. Normalerweise wird händisch getestet. Der Fluid Analyzer – fest installiert – überprüft die Werte automatisch und überträgt die Ergebnisse an die FLUIDS CONNECT Datenbank von FUCHS.

Auf Basis der gesammelten Daten wird dem Kunden ein Dashboard mit einer Zustandsanzeige ausgespielt. So hat er den Überblick über die aktuelle Qualität des Metallbearbeitungsfluids in seiner Maschine. Wenn der pH-Wert beispielsweise eine Grenze überschreitet, gibt das Dashboard Alarm. Die besondere Schwierigkeit bei dieser Anwendung ist, dass die Sensorik eine chemische Analyse durchführen muss. Eine komplexe Aufgabe, die Unschärfen in den Messungen mit sich bringt. Damit muss das System umgehen können – was in seiner Konstruktion wiederum große Expertise im Umgang mit Schmierstoffen und ihren Verhaltensweisen voraussetzt.

Der FUCHS Fluid Analyzer überwacht Messwerte wie Konzentration, pH-Wert und Temperatur des in der Werkzeugmaschine verwendeten Kühlschmierstoffes kontinuierlich und in Echtzeit. Wie das funktioniert und welche Vorteile es bringt, erfahren Sie in diesem Video.

„Das Geschäft von FUCHS basiert auf dem Wissen um Schmierstoffe. Und dieses Wissen kann in Logiken übertragen werden. Logiken, mit denen beispielsweise das Verhalten eines Schmierstoffs in der geplanten Anwendung eines Kunden vorausberechnet werden kann.“

Dr. Matthias Marquart, Chief Digital Officer, FUCHS PETROLUB SE

In die digitale Zukunft

Solche automatisierten Vorgänge bedeuteten einen Effizienzvorteil für den Kunden. Aber auch FUCHS kann dadurch interne Prozesse wie die Logistik optimieren. Die Digitalisierung bietet außerdem drei weitere große Vorteile für den Schmierstoffhersteller: Sie schafft eine besondere Kundenerfahrung, steigert die eigene operative Exzellenz und verschiebt erfolgreich sein Geschäftsmodell.

Denkt man weiter in diese Richtung, scheinen die Entwicklungsmöglichkeiten fast unbegrenzt. „Schließlich basiert das Geschäft von FUCHS auf dem Wissen um Schmierstoffe. Und dieses Wissen kann in Logiken übertragen werden. Logiken, mit denen beispielsweise das Verhalten eines Schmierstoffs in der geplanten Anwendung eines Kunden vorausberechnet werden kann“, schließt Dr. Marquart ab. Sehr interessant zum Beispiel für simulationsbasierte Produktentwicklungen – auch wenn das noch in fernerer Zukunft liegt.

„Bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle gehen wir weg von der Frage, wie FUCHS dem Kunden einen noch besseren Schmierstoff anbieten kann, hin zu der Frage, wie FUCHS dem Kunden helfen kann, sein Geschäft zu optimieren.“

Dr. Matthias Marquart, Chief Digital Officer, FUCHS PETROLUB SE

AUTOMATISCHES ORDER-MANAGEMENT mit FUCHS SMART LEVEL

Nach 20 Jahren mit wechselnden Schmierstofflieferanten entschied sich das Autohaus Mattusch in Kaiserslautern für einen Liefervertrag mit FUCHS. Schon die Konditionen und die Freigaben der Automobilhersteller für die FUCHS-Produkte waren überzeugend gewesen. Dass auch die Füllstandsüberwachung SMART LEVEL von FUCHS für den Händler und Werkstattbetreiber einen echten Mehrwert bringen würde, war allerdings auch schnell klar. Denn schon häufig war in der Vergangenheit der Öltank unbemerkt leergelaufen, ohne dass man rechtzeitig nachbestellt hatte. Eine Situation, die immer wieder sämtliche innerbetrieblichen Prozesse durcheinanderbrachte. Die SMART LEVEL-Technologie nimmt Mattusch nun das gesamte Order-Management ab. Die kleine Einheit checkt jeden Tag per Ultraschall den Tankinhalt und löst bei Bedarf selbstständig eine Ölnachbestellung aus. Eine massive Erleichterung des Motoröl-Handlings.

Henrich Vogel (li.) von FUCHS SCHMIERSTOFFE hat Autohausbesitzer Markus Mattusch (re.) dank des „Smart Level“ das Motoröl-Handling massiv erleichtert. Die kleine Einheit checkt jeden Tag den Tankinhalt und löst bei Bedarf selbstständig eine Ölnachbestellung aus. (Bildquelle: KFZ-Betrieb, Dominsky)